AKUSTISCHES DENKMAL FÜR WALTER KLINGENBECK

Am Mittwoch, 26. September 2018 um 18 Uhr errichtet die Pfarrei St. Ludwig ein Akustisches Denkmal für Walter Klingenbeck.
Treffpunkt ist um 17:45 Uhr am Walter-Klingenbeck-Weg/Ecke Kaulbachstraße. Über Ihre Teilnahme würden wir uns sehr freuen. Je mehr Menschen mitmachen, desto eindrucksvoller wird diese Aktion in Walter Klingenbecks Heimatviertel, der Maxvorstadt, an ihn erinnern.Wir, die Musikgruppe die grenzlandreiter, dürfen für die Aktion eine Tonspur beisteuern. Diese können Sie sich unter www.geraldfiebig.net/klingenbeck.mp3 auf Ihr Smartphone oder ein anderes Mobilgerät herunterladen. Bringen Sie dieses Gerät bitte zum Treffpunkt mit. Wir werden vom Walter-Klingenbeck-Weg aus zu seinem letztem Wohnort in der Amalienstraße 44, und über den Odeonsplatz wieder zurück zur Ludwigskirche gehen.

Bei dem knapp einstündigen Rundgang spielen wir alle zeitversetzt die Tonspur über Lautsprecher ab. Dadurch schaffen wir eine ungewöhnliche Klangerscheinung im Stadtraum. Die Menschen, denen wir begegnen, werden aufhorchen. Dann informieren wir sie mit Flugblättern über den Hintergrund der Aktion und das Wirken Walter Klingenbecks.
Walter Klingenbeck wurde unter anderem durch Sendungen von Radio Vatikan und der BBC zu seinen mutigen Widerstandsaktionen gegen das NS-Regime inspiriert. Er und seine Freunde experimentierten auch mit einem eigenen Sender zur Verbreitung antifaschistischer Propaganda. Das ist ein Grund, dass wir ihm ein Denkmal zum Hören errichten wollen. Ein weiterer Grund ist: Mit ungewohnten Klängen kann man im visuell übersättigten Stadtraum stärker irritieren (im positiven Sinne!) und zur Auseinandersetzung anregen als mit Bildern. Drittens hat ein akustisches Denkmal nicht die materielle Dauerhaftigkeit einer Skulptur oder einer Gedenktafel. Es entsteht nur im bewussten Akt des Eingedenkens. Gerade dadurch aber kann es der Gefahr entgehen, dass es ein bloßer Gegenstand wird, dessen Bedeutung man irgendwann vergisst.
Unsere Tonspur beruht auf dem akustischen Erkennungszeichen der BBC im Zweiten Weltkrieg: Drei kurze Schläge und ein langer Schlag auf einer Kesselpauke, das Morsezeichen für „V“ wie „Victory“. Diesen Buchstaben brachten Klingenbeck und seineFreunde auch als Graffiti an Hauswänden an. Das klingt traurig wie Klingenbecks Schicksal und bedrohlich wie das Regime, gegen das er sich aufl ehnte. Wie oft das Signal wiederholt wird und wie viele Sekunden
die Pausen innerhalb der Tonspur dauern, das alles wird von Walter Klingenbecks Lebensdaten abgeleitet: 30/3/1924 – 5/8/ 1943.
Zum akustischen Denkmal für Walter Klingenbeck inspiriert hat uns der BR-Radiobeitrag „Der Hitler soll sein Maul nicht so voll nehmen – Das kurze Leben des Walter Klingenbeck“.
Wir hörten ihn in den frühen 2000ern und waren beeindruckt von Klingenbecks Mut. Zugleich waren wir erschüttert davon, dass nicht nur wir seine Geschichte bis dahin nicht gekannt hatten. Um sie bekannter zu machen, entwickelten wir das akustische Denkmal für Walter Klingenbeck.

Wir führten die Aktion 2006 im Auftrag des Kulturreferats der Landeshauptstadt München in der Reihe "Ortstermine – Kunst im öffentlichen Raum" zweimal durch. Die Pfarrei St. Ludwig war uns bereits damals eine sehr gute Kooperationspartnerin. Wir freuen uns deshalb sehr, dass sie uns eingeladen hat, auch bei den Aktionen zu Walter Klingenbecks 75. Todestag einen Beitrag zu leisten.