iv15 HIMMELFAHRT

Samstag, 6. Oktober 2018, 20 Uhr, Kirche St. Ludwig

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Mark Andre, einer der führenden Komponisten der Gegenwart, war schon als Kind von einer biblischen Geschichte besonders fasziniert: Maria Magdalene, bestürzt über das leere Grab Jesu, fragt den Gärtner um Rat. Erst als dieser sie mit ihrem Namen Maria anspricht, erkennt sie im Gärtner Jesus, der sich genau in diesem Moment der Berührung entzieht (Joh 20, 11–18). Die Erzählung aus dem Johannesevangelium erweist sich als der Schlüssel zur Persönlichkeit Andres, zu seiner ganz eigenen Spiritualität und zu seiner musikalischen Sprache.
Diese Musik zeigt sich fragil und flüchtig, immer am Rand des Verschwindens, und entwickelt paradoxerweise darin eine unbeugsame Kraft: gerade im Entschwinden, in der Aufgabe jeden Festhaltens, blitzt die Vision der Auferstehung, des unzerstörbaren ewigen Lebens auf, zart und zerbrechlich, aber tragfähig. Andres Musik zeigt erstaunlicherweise auch Vitalität und geradezu mitreißende Energie.
Mark Andre wurde 1964 in Paris geboren, wo er Komposition studierte. Den entscheidenden Impuls erhielt er aber in Stuttgart durch Helmut Lachenmann, der sein Mentor und Förderer wurde. Andre, dessen Eltern aus dem Elsass stammen, ist evangelischer Christ, und praktisch allen seinen Werken liegt versteckt oder offen ein Zitat aus einem der Evangelien zugrunde. Heute hat er seine Heimat in Berlin gefunden und ist Professor für Komposition in Dresden.
Ausgezeichnet wurde er durch zahlreiche Preise, u.a. den Kulturpreis der deutschen Katholiken, der ihm 2017 durch Kardinal Marx überreicht wurde. In einem Konzert in Koproduktion mit musica viva des Bayerischen Rundfunks am Samstag, 6. Oktober 2018 um 20 Uhr, wird Stephan Heuberger in St. Ludwig die Erstaufführung eines neuen, etwa 20-minütigen Orgelwerkes von Mark Andre spielen. Der Titel iv 15 Himmelfahrt zeigt die Inspirationsquellen des Komponisten: iv steht für Introversion, den Blick in die Tiefen der Seele – die biblische Erzählung von der Himmelfahrt Jesu (Mk 16, 15–18) ist ein weiteres Zeugnis für die Erfahrung des Entschwindens.
Das Stück ist Andres erste kompositorische Berührung mit der Orgel, und zusammen mit Stephan Heuberger erkundet er gerade in St. Ludwig die Möglichkeiten des Instrumentes, wobei ihm entsprechend der geistlichen Thematik des Werkes besonders die Grenzbereiche des Klanges, z.B. in der Phase nachlassenden Winddrucks, interessieren. Die dort entstehenden fragilen Oberton-Klangwelten entwickeln eine ganz eigene Schönheit, die sich jedoch jeder Kontrolle entzieht… Das entstehende Orgelstück wird also ganz auf die große Beckerath-Orgel in St. Ludwig zugeschnitten sein.
Außerdem werden in dem Konzert, für das Kardinal Marx sein Kommen zugesagt hat, Werke von Johann Sebastian Bach (aus dem Orgelbüchlein, auf besonderen Wunsch Mark Andres) und von Olivier Messiaen (aus: Livre d’orgue) zu hören sein.
Unmittelbar vor dem Konzert um 19:15 Uhr wird es im Pfarrsaal von St. Ludwig eine Einführung in Form eines Gespräches geben. Daran werden der Intendant von musica viva, Dr. Winrich Hopp, Mark Andre, Stephan Heuberger und Prof. Christof Breitsameter beteiligt sein.